Brofessio

Abkürzung: 

Brofessio

Förderprogramm: 

Förderschwerpunkt Betriebliches Kompetenzmanagement im demografischen Wandel

Projektzeitraum: 

01.08.2014 bis 31.07.2017

Kurzbeschreibung: 

Brofession - Berufliche Professionalität im produzierenden Gewerbe Der Wandel der Produktionsabläufe und der Technologien erfährt besondere Relevanz vor dem Hintergrund der demografi schen Entwicklung und dem damit einhergehenden Anstieg des Durchschnittsalters der Belegschaftsmitglieder. In hochtechnisierten Arbeitsbereichen bspw. der Prozessautomatisierung, der Konfektionierung, Verpackung oder Abfüllung sind die Beschäftigten mit Unwägbarkeiten und komplexen Herausforderungen konfrontiert, für deren Bewältigung gleichermaßen Theorie- und Handlungswissen notwendig sind. Experten erwarten eine Zunahme an „Komplexitäts-, Abstraktions- und Problemlösungsanforderungen“ (Acatech/Promotorengruppe Kommunikation der Forschungsunion Wirtschaft Wissenschaft 2012:51). Die technologische Entwicklung führt einerseits zu einer stärkeren Virtualisierung der Arbeitswelt, andererseits gewinnt unter Hightech-Bedingungen das Erfahrungswissen an Stellenwert, wenn es darum geht, Komplexität zu bewältigen. Jüngere wie ältere Fachkräfte sind auf diese Herausforderungen oftmals nicht ausreichend vorbereitet und Unternehmen signalisieren hier einen dringenden Handlungsbedarf. Während das Erfahrungslernen beruflich qualifizierter Fachkräfte vielfach auf den jeweiligen konkreten Arbeitsbereich beschränkt bleibt und theoretische Vertiefungen oftmals den betrieblichen Anwendungskontext vernach-lässigen, zielt der Verbund auf eine „berufliche Professionalität“ im Sinne einer theoretischen Fundierung und Erweiterung ihres Handlungswissens (Meyer 2012:7). Dabei spielt die über die berufliche Handlungsfähigkeit hinausgehende reflexive Handlungsfähigkeit eine besondere Rolle. Die reflexive Handlungsfähigkeit ermöglicht die individuelle, selbstgesteuerte Anwendung erworbener Kompetenzen reflexiv auf Handlungen und damit verbundene Arbeitsstrukturen und -prozesse zu beziehen (Dehnbostel 2012). Angesichts zunehmender Komplexität und Technologisierung fragen Unternehmen verstärkt die Kompetenz der Refl exivität ab, um den steigenden Innovations-, Kommunikations- und Qualitätserfordernissen nachzukommen. Da es nicht den „einen und richtigen“ Weg für Kompetenzentwicklung gibt, fokussiert der Verbund das Zusammenspiel von Arbeitsprozessen, Kompetenzentwicklung, Altersstruktur und eine medientechnische Unterstützung zum Lernen im Arbeitsprozess. Diese Ebenen bilden in ihrem wechselseitigen Verhältnis die Analysegrundlage für die Entwicklung mediengestützter Arbeits- und Lernprojekte. Durch die projektförmige Bearbeitung von herausfordernden Aufgabenstellungen erwerben die Beschäftigten Kompetenzen, die sie befähigen, komplexe und sich stetig verändernde Arbeitsaufgaben zu bewältigen. Ausgehend davon, dass für den Aufbau beruflicher Handlungskompetenz neben dem herkömmlichen formalen Lernen das reflexive und das informelle Lernen von zunehmender Bedeutung sind, entwickelt der Verbund mediengestützte Arbeits- und Lernprojekte auf der Grundlage von Kernarbeitsprozessen. Die Medi-ALP werden in den Verbundunternehmen im Spannungsfeld der demografischen Entwicklung der Belegschaften realisiert. Neu an diesem Konzept ist die zu entwickelnde mediengestützte arbeitsprozessbasierte Didaktik sowie der Einsatz digitaler Medien im Arbeitsprozess durch Nutzung der prozessimmanenten Ausstattung an Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Eine Besonderheit des Verbunds liegt einerseits darin, dass die während der Berufstätigkeit erworbenen Kompetenzen für die Arbeits- und Lernprojekte in Wert gesetzt und Möglichkeiten entwickelt werden, die Arbeits- und Lernprojekte wiederum an zukünftige Weiterbildungen anschlussfähig zu machen. Andererseits greift der Verbund die Anforderungen zunehmend wissensbasierter Facharbeit auf. Die Bewältigung komplexer Aufgaben erfordert mehr und mehr auch abstraktes Wissen, dessen Erwerb aber gerade im Arbeitsprozess erschwert wird. Das Lernen im Arbeitsprozess muss sich in ein komplexes Geflecht aus unterschiedlichen, mitunter softwaregestützten Werkzeugen (Arbeitsanweisungen, elektronischen Reparaturanleitungen, Teilekatalogen, technischen Mitteilungen, Informationen über geänderte Vorgehensweisen, betriebliche Verbesserung o.ä.) einbinden lassen. Facharbeiter/-innen arbeiten einerseits stark lösungsorientiert bei der Bearbeitung von Herausforderungen im betrieblichen Kontext und müssen zugleich zahlreiche Informationsdefizite schließen und im Arbeitsprozess lernen. Im Arbeitsprozess werden die Lernenden mit den spezifischen Anwendungsherausforderungen der Arbeitswirklichkeit konfrontiert und müssen diese lösen. Dabei erfolgt der Kompetenzaufbau in einem nicht endenden Lernprozess durch Erfahrung und die Reflexion dieser Erfahrung. Dies stellt gleichzeitig erhöhte Anforderungen an die Selbstlernfähigkeit. Auf dem Weg zu einem Experten für sein Fachgebiet genügt es nicht nur Know-how auf-zubauen. Der Weg zur Expertise führt laut Neuweg auch über ein Know-how-and-why-someting-works und eines ausgeprägt analytischen Denkvermögens (Neuweg, 2004, 374). Entsprechend ist dies bei einer Systematik zum Lernen im Arbeitsprozess zu berücksichtigen. So bilden die Kategorien Wissen, Können und Refl exion die Eckpfeiler einer arbeitsprozessorientierten Didaktik. Die Kategorie Wissen beinhaltet das Erlernen von arbeitsprozessbasierten Grundlagen, notwendigen Methoden und kognitiven Elementen des Lernens beruflicher Zusammenhänge. Das Können betrifft das kompetente Agieren in Arbeitsprozessen, das Umsetzen von Zielen in der beruflichen Praxis, das Erfahrungslernen und das Lernen mit dem Ziel des Gestaltens von Arbeitsprozessen. Die Kategorie Reflexion umfasst das Hinterfragen von Lernprozessen und Handlungen, die Bewertung von Ergebnissen und das Lernen auf einer übergeordneten Ebene. Als Ergebnis stehen individuelle und kontextbezogene Lernangebote für die Beschäftigten auf der mittleren Qualifikationsebene zur Verfügung, die die Kompetenzentwicklung in komplexen, technologieintensiven Arbeitsprozessen ermöglichen. In enger Verzahnung von Wissenschaft und Kompetenzentwicklung stellen sich Unternehmen und Hochschulen so auf neue Weise der bislang vernachlässigten Zielgruppe der Fachkräfte und dem Lernen im Arbeitsprozess: Im Verbund entwickeln und analysieren die Partner mediengestützte Arbeits- und Lernprojekte, die gleichermaßen abstraktes und erfahrungs- sowie handlungsbasiertes Wissen verknüpfen und somit zu einem Kompetenzaufbau führen. Durch die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen gelingt die Verzahnung von gegenstands- sowie domänenbezogenem Lernen und abstraktem Wissen. Der Verbund konzentriert sich auf folgende zwei betriebliche Anwendungsfelder: • Fertigung und Entwicklung von Fahrzeugelektronik und –sensorik, • Prozessautomatisierung in der An- und Umverpackung pharmazeutischer Produkte. Mit der Auswahl dieser betrieblichen Anwendungsfelder adressiert das Vorhaben einerseits Prozesse in der Produktions- und anderseits in der Verfahrenstechnik. Durch die Anwendungsfelder werden verschiedene Kompetenzanforderungen und Arbeitsprozesse erreicht. Gemeinsam ist beiden Geschäftsbereichen im produzierenden Gewerbe eine entscheidende Bedeutung im Kontext der Automatisierung und Technologisierung der Arbeitsprozesse und der daraus resultierenden Anforderungen an die Mitarbeiter/-innen.

Projektpartner: 

Umsetzungspartner: 

Institution: