Fokusgruppe 7: Kompetenzentwicklung als Innovationstreiber

Unter dem gemeinsamen Leitthema haben sich in Fokusgruppe 7 drei Verbundprojekte zusammengeschlossen, um Fragestellungen zum Wechselverhältnis und Wirkungszusammenhang von Kompetenzentwicklung und Innovation zu bearbeiten: Was sind Voraussetzungen erfolgreicher betrieblicher Kompetenzentwicklung? Wie kann arbeitsprozessintegrierte Kompetenzentwicklung so gestaltet werden, dass sie soziale, technische oder organisatorische Innovationen befördert? Was sind Bedingungen von Produkt- und Verfahrensinnovation in verschiedenen Wirtschaftssegmenten und Branchen? Welche lebensweltlichen Kompetenzbedarfe lösen inkrementelle und radikale Innovationen in Unternehmungen aus? Welche Formen und Modi sozialer Innovation befördern technische und organisatorische Innovationen?

Die Fragen skizzieren das Gegenstandsfeld der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der Fokusgruppe 7 im Förderschwerpunkt "Betriebliches Kompetenzmanagement im demografischen Wandel". Die drei Verbundprojekte verfolgen je spezifische Zugänge in der Ausgestaltung entsprechender Ansätze des betrieblichen Kompetenzmanagements. Die Schwerpunkte liegen in der Untersuchung von nicht-forschungsintensiven KMU (StraKosphere), in der Ausgestaltung von effizienten Arbeitsprozessen in der industriellen Forschung und Entwicklung (ReFo) sowie in der Erforschung und Erprobung von arbeitsprozessintegrierter Kompetenzentwicklung durch die Erarbeitung gegenständlicherInnovationsbeispiele in heterogenen Lernkonstellationen (iLInno).

Innovation wird durch die Fokusgruppe umfassend betrachtet und schließt Produkt- und Verfahrensinnovation, Dienstleistungs-, Geschäftsmodell- und Managementinnovation, technische und organisatorische Innovation, Service Innovation, Design-Innovation sowie soziale Innovation ein.

Sowohl Kompetenzentwicklung als auch Innovation verweisen auf den zentralen Stellenwert von betrieblichem Erfahrungswissen. Innovationen verschiedener Art setzen wettbewerbskritisches Erfahrungswissen voraus:

  • Erfahrungswissen in neuen Technologiefeldern ist erforderlich, um deren Anwendbarkeit auf Problemstellungen der Unternehmen beurteilen zu können.
  • Erfahrungswissen in Kundenunternehmen ist von Vorteil, um Innovationen bedarfsgerecht anbieten zu können.
  • Personengebundenes Erfahrungswissen der betrieblichen Fachkräfte ist Voraussetzung für die Optimierung organisatorisch-technischer Abläufe.

Das Erfahrungswissen als Basis von Kompetenz und Schlüssel für Innovationen ist an Personen und betriebliche Praktikergemeinschaften (Communities) in Unternehmen gebunden. Es ist als immer auch körperlich-sinnlich verarbeitetes Wissen nicht frei verfügbar, archivierbar oder linear transferierbar. Die Kompetenzen von Beschäftigten sind Potenzial und zugleich „limitierender Faktor“ für betriebliche Innovationsfähigkeit.

Kompetenzen verweisen auch auf die Eigendynamik individueller Kompetenzentwicklung von betrieblich Beschäftigten. Jede realisierte Handlung (Performanz) ist als Ausgangspunkt einer weiteren Steigerung des Könnens und damit als Kompetenz denkbar. Personengebundene Bedingungen von Kompetenzentwicklung stehen in einem rekursiven Verhältnis zur organisationalen Innovationsfähigkeit. Als Innovationstreiber wird Kompetenzentwicklung nur wirksam, wenn Konzepte betrieblichen Kompetenzmanagements den subjektiven Gründen und Motivationslagen für ein bestimmtes Handeln Raum geben.

Demografiesensibles betriebliches Kompetenzmanagement steht vor der Anforderung, diese Prämissen in entsprechenden Konzeptionen, Formaten und Lernformen betrieblicher Kompetenzentwicklung zu berücksichtigen.

Die Verbundprojekte der Fokusgruppe 7 tauschen sich leitthemabezogen über die Entwicklungsarbeit und Forschungsergebnisse aus, um Synergien zu erzielen sowie gemeinsame Fragestellungen zu verfolgen. Es ist geplant, die erweiterten Ergebnisse gemeinschaftlich zu publizieren.

Die Fokusgruppe 7 arbeitet verbundprojektübergreifend an neuen Modellen und Lösungsansätzen zum betrieblichen Kompetenzmanagement, die

  • von einem breiten Innovationsbegriff ausgehen, der eine reine Technologiefokussierung erweitert. Treiber von Innovationen in Organisationen können sowohl eine spezifische Unternehmenskultur als auch individuelle oder gruppenbezogene Kompetenzen von Beschäftigten sein.
  • Das rekursive Verhältnis von organisationalen Prozessen und Strukturen einerseits und personengebundenen Kompetenzen andererseits berücksichtigen.
  • die heterogenen Ausgangslagen bei den Beschäftigten hinsichtlich unterschiedlicher Qualifikations- und Altersstufen berücksichtigen und jene aktiv an der Lern- und Prozessgestaltung beteiligen.
  • aufgrund regionaler Streuung der Praxispartner in Deutschland eine breite Anwendbarkeit sicherstellen.
  • sich besonders an Branchen mit Engpässen im Fachkräftepotenzial, Mechatronik, Metall- und Elektrobranche, Maschinen- und Fahrzeugtechnik, richten.
  • kleine und mittlere Unternehmen als sehr wichtigen Teil der deutschen Wirtschaft in die Entwicklungs- und Forschungsarbeit einbeziehen.

Der enge Zusammenhang von Kompetenzentwicklung und Innovationsfähigkeit wird in den drei Verbundprojekten der Fokusgruppe 7 in unterschiedlicher Weise konkretisiert:

Im Verbundprojekt iLInno (informelles Lernen als Innovationsmotor) wird ein Konzept zur arbeitsprozessintegrierten Kompetenzentwicklung in heterogenen Lernkonstellationen durch gemeinsame Lernarbeit an gegenständlichen Innovationsbeispielen entwickelt. Das Konzept wird in der Metallbranche fallunternehmensspezifisch in altersgemischten, qualifikationsgemischten und abteilungsübergreifenden Teams mit Leaving Experts akzentuiert. Zur personalen Entwicklung wird ein Modell zur Kompetenzentwicklungsbegleitung für betrieblich Beschäftigte mit Führungsaufgaben entwickelt.

Das Verbundprojekt ReFo (Ressourcenschonendes Arbeiten in der industriellen Forschung und Entwicklung) erarbeiten ein Kompetenzentwicklungsprogramm, das Fach- und Führungskräfte in Innovationsbereichen (z. B. Forschung und Entwicklung) befähigen soll, unnötige Verschwendung und nicht wertschöpfende Tätigkeiten zu bestimmen und dadurch gebundene Ressourcen zu reaktivieren. Auf der Ebene der in der Forschung und Entwicklung Beschäftigten geht es um Ansätze, schonend mit den eigenen Ressourcen umzugehen und eine nachhaltige Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit abzusichern.

Gemeinsam mit den Partnern erarbeitet das Verbundprojekt StraKosphere (Strategisches Kompetenzmanagement in nicht-forschungsintensiven KMU des verarbeitenden Gewerbes) neue Lösungen der strategischen Kompetenzentwicklung, die spezifisch auf die Bedarfe und Rahmenbedingungen nicht-forschungsintensiver KMU angepasst sind. Sie ermöglichen, die Kompetenzen von Produktionsbeschäftigten – insbesondere der bislang oft als „lernresistent“ betrachteten An- und Ungelernten – nachhaltig zu fördern, um Potenziale der Innovationsfähigkeit gezielt zu steigern.

Projekte der Fokusgruppe: